Im zweiten Kapitel ging es um das Leben im Ghetto, das nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor gefährlicher wurde. Denn das Deutsche Reich erhöhte den Druck auf die Achsenmacht Japan, ihm die Juden in Shanghai auszuliefern oder sie einfach hinzurichten. Und Spielmann hatte immer noch sein J im Pass. Und in der Folge 2 wurden auch die antifaschistischen Cousins Walter Kohn, Hans und Ernst Spielmann einbezogen.
Es ist eine kindliche und zugleich rührende Wahrheitsliebe, mit der Spielmann von seinem lebenslangen Misstrauen gegenüber Ostasiaten erzählt. Es sei wahrscheinlich auf seiner langen Reise nach Shanghai geboren worden. Da sei er zum ersten Mal Chinesen begegnet und auch einem Geld-Betrüger. Vielleicht seien Finnen, Aborigines oder Guatemalteken genauso unzuverlässig und heimtückisch, aber mit diesen habe er nie etwas zu tun gehabt und deshalb könne er kein Urteil abgeben; aber von 0stasiaten wisse er einiges, und fast nichts Gutes.
Helmut Spielmann:
"Shanghai -
eine Jugend im Exil"
Herausgegeben von
Gerald Lamprecht und
Ingeborg Radimsky.
Clio Verlag Graz 2015
Preis: Euro 18.00
Und tatsächlich wusste er einiges, ja er wusste sogar mehr über Ostasiaten als sie selbst über sich wussten, er wusste wie er sie reinlegen konnte. Und von solchen Bubenstreichen erzählt Spielmann ebenfalls mit kindlicher und rührender Wahrheitsliebe. Die schönste Geschichte in dem Buch ist der Raub von 30 langen japanischen Arisaka-Gewehren aus einer Waffenkammer im Schulhof. Sie sollten in der Nacht gestohlen und im Schlick und Dreck des nahen Flusses versenkt werden. Der Diebstahl sollte um 23 Uhr stattfinden und erst im Laufe des nächsten Tages entdeckt werden. Den Schlüssel zur Kammer trug ein brüllender Japaner ständig um den Hals.
Spielmann war der Superman in diesem Bubenstreich. Er stellte eine Gang zusammen, plante die einzelnen Schritte, legte die Termine fest und engagierte für wichtige Aufgaben nur Profis. Die Beschaffung und Rückgabe des Schlüssels übernahm ein Berufsdieb. Den Transport ein verlässlicher chinesischer Lastenkuli. Und mit viel Alkohol und einem Auftritt vor dem von der Armee geführten Bordell wurde die Aktion getarnt.
Die Japaner reagierten brutal auf diesen Waffenraub. Denn es war ein Sabotage-Akt mitten im Krieg. Sie verhafteten viele Schüler, verprügelten und verhörten sie, steckten sie in Zellen, ließen sie hungern. Aber sie fanden nicht heraus, dass Spielmann der Haupttäter war. Sie ließen ihn gehen.
Im nächsten Kapitel geht es um eine Nambu, um eine japanische Standardwaffe im Zweiten Weltkrieg, eine Pistole der Kaiserlich Japanischen Armee, die Helmut Spielmann 1944 bei einer Kontrolle in einem chinesischen Selbstverwaltungsbüro der Pao Chia stahl und mit der er sich auch bei seinen Freunden isolierte. Denn er wurde nun als bewaffneter Terrorist gesucht. In der nächsten Folge bekommen auch die Cousins Walter Kohn, Hans und Ernst Spielmann Schwierigkeiten.
Leserkommentare und Antworten der Redaktion
Was soll das, lieber Herr Kollege? - Sie ermahnen von Graz aus eine Studentin, die bei mir in Berlin an einem Praxisprojekt teilnimmt und in ihrem Facebook mit "Bubenstreiche gegen Asiaten" auf www.derinternetlink.de aufmerksam macht.
Frau Derya K. kennt den Rassenhaß aus eigener Erfahrung. Ihre Eltern kommen aus der Türkei. Sie kam in Deutschland zur Welt, ist bilingual und muslimisch aufgewachsen, und steht unmittelbar vor ihrem Master in Medienwissenschaft und der Geburt eines Sohnes.
Mit freundlichen Grüßen aus Zehlendorf
Friedrich Knilli
Antisemitismusforschung
www.feuchtwanger.de
www.ich-war-jud-suess.de
Angebote an die Redaktion (Friedrich Knilli)
Photograph:
Hulton Archive
/Getty Images
Suche Supermann Hefte aus dem Jahr 1938
Action Comics No. 1 featuring the first appearance of the Superman character in 1938.
Kontakt: info@DerInternetlink.de
Suche alten Saki
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Suche Arisaka Typ 38
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Fortsetzung im Oktober in der Folge 4/12 auf www.DerInternetlink.de
Walter Kohn (*1908)
Er verließ am 8. Februar 1937 Österreich, ging nach Spanien und meldete sich beim 3. Bataillon der 11. Internationalen Brigade. Er wurde Gefreiter und kämpte an verschiedenen Fronten. Nach Francos Sieg flüchtete er 1939 nach Südfrankreich, wo er aufgegriffen und im Internierungslager am Strand von Saint-Cyprien festgehalten wurde. Von da aus wurde er in andere französische Internierungslager überstellt und landete schließlich in Nordafrika, im algerischen Djelfa. Hier bekam er zwei Angebote, eines von den Briten, ein zweites von den Russen. Für die Briten sollte er ein Warenlager vor arabischen Dieben schützen. Eine Reise nach Moskau boten ihm die Kommunisten.
Quelle: Ilse Grusch, DÖW
Hans Spielmann (*1914)
Hans ging am 7. Juni 1938 über Prag nach Spanien und meldete sich bei Internationalen Brigaden. In einer Kaderbeschreibung aus dem Jahr 1940 (Moskau, 5.4.1940) steht:
"War in der 11. Brigade, 3. Batallion. Als Soldat war er tapfer und hat seine ihm gestellten Aufgaben immer zur Zufriedenheit gelöst. Politisch
war er ebenfalls aktiv, aber versuchte immer falsche politische Tendenzen hineinzutragen und seine Diskussionen liessen den Verdacht
aufkommen, dass er trotzkistisch angehaucht sei. Das Parteikomitee beschäftigte sich mit ihm intensiv und es stellte sich in den
politischen Diskussionen heraus, dass er vollkommen trotzkistische Tendenzen verteidigte und bei einer längeren Diskussion gab er zu, dass
er im Dezember 1937, wo er in Oesterreich im Gefängnis sass, Verbindung mit Trotzkisten hatte, sich ihnen anschloss und auch für sie
weiterarbeiten wollte. Dieses verheimlichte er der österreichischen Partei und versuchte auch in Spanien, trotzkistische Tendenzen in die
Parteiorganisation hineinzutragen, wurde aber entlarvt und politisch kaltgestellt. Er schrieb eine Erklärung und stellte einen Aufnahmeantrag
in die KP Spaniens, seine Erklärung war aber eine heuchlerische und seine Aufnahme wurde abgelehnt."
Spanienarchiv des DÖW, Wien (Betreuung: Irene Filip)
Ernst Spielmann (*1916)
Ernst emigrierte 1938 allein und ohne Visum in das britische Mandatsgebiet Palästina und wurde dort im September 1939 verhaftet und zu 2 Wochen Gefängnis verurteil und danach in das britische Internierungslager Sarafand gesteckt, wo er 12 Monate einsaß. 1942 meldete er sich freiwillig zur British Army und war 1943 bei der alliierten Invasion Siziliens schon dabei, 1944 bei der Befreiung Roms und auf diesem Siegeszug durch Europa kam er 1944 in das befreite Paris und dienstlich auch nach London, wo gerade Georg VI. regierte. Er war König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland und Besatzungsmacht in Deutschland. In seiner Zone beendete der Österreicher am 15. Mai 1947 seinen britischen Militärdienst, in Bielefeld.